Michael Thews, Sprecher der AG Nachhaltigkeit und Berichterstatter für Abfallpolitik

„Ich habe große Zweifel daran, dass die Elektro-Tretroller eine wirklich umweltfreundliche Verkehrsalternative sind.“, meint der SPD-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Umweltausschusses Michael Thews. Die Elektromobilität leistet einen Beitrag, um die Umweltbelastungen des Verkehrs zu mindern. Auch die Mikromobilität kann ein Schritt zu weniger CO2-und Luftschadstoffausstoß im Verkehr sein. Aber nach einigen Wochen Erfahrung mit E-Scootern auf Deutschlands Straßen, ist zu befürchten, dass CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer mit deren Zulassung der Umwelt einen Bärendienst erwiesen hat.

Für ihre Herstellung benötigen Elektrofahrzeuge Technologiemetalle und seltene Erden. In E-Scootern sind Lithium-Ionen-Akkus verbaut, die in ihrer Herstellung wichtige Ressourcen verbrauchen und in ihrem Gebrauch und der Entsorgung zunehmend Probleme verursachen. Lithium-Ionen-Akkus müssen vor mechanischen und thermischen Einflüssen geschützt werden, da sonst gefährliche Stoffe austreten können oder es zu Explosionen und Bränden beim Transport oder auch in den Entsorgungsanlagen kommen kann. Die Akkus haben oft nur eine kurze Lebensdauer, die durch die feste Verbauung in den Scootern zugleich den Lebenszyklus des Rollers bestimmt.

Aber auch unabhängig vom Akku sind einige der Roller vorher schon kaputt, was sicher auch am Umgang mit den Leih-Fahrzeugen liegt. Es kursieren Zahlen zwischen einem und 12 Monaten. Viele gehen davon aus, dass sie nicht mehr als 6 Monate überleben und das ist eine ökologische Katastrophe. Die Verleiher haben keine vernünftigen Recycling- oder Reparaturverfahren vielmehr sind die Roller nach kurzer Zeit Elektroschrott.

Dazu kommt, dass die Roller von den Verleihfirmen mittels Diesel- oder Benzinfahrzeugen abends eingesammelt werden, um über Nacht die Akkus aufzuladen. Am Morgen werden sie dann wieder an die Straßenecken gestellt. Zusätzlicher Lieferverkehr in den Großstädten!

Es ist zu befürchten, dass E-Scooter in unserer modernen Konsumgesellschaft zusätzlich zu bereits vorhandenen Fortbewegungsmitteln das Straßenbild verändern. Obwohl die E-Roller erst seit Juli auf deutschen Straßen zugelassen sind, waren schon Anfang Juli knapp 10.000 Exemplare in Großstädten zum Verleih aufgestellt.

Wenn sie tatsächlich die ökologisch bedenklichere Fahrt mit dem Auto ersetzen, ist ihr Einsatz sinnvoll. Dann müssen die Roller aber auch reparaturfähig sein und an festen Ladestationen zurückgegeben werden.

Wenn sie aber zu einem Gag für Touristen verkommen, steht zu befürchten, dass E-Roller nur ein Konsumgut mehr sind, dass die Müllberge erhöht und uns vor zusätzliche Herausforderungen beim Klimaschutz stellt.