SPD-Fraktion kritisiert Textilindustrie scharf: „Das Prinzip der Freiwilligkeit ist ausgereizt“
Die SPD-Bundestagsfraktion hat die deutsche Textilindustrie scharf kritisiert. Hintergrund ist die aktuelle Weigerung der Kleiderhersteller, sich freiwillig auf soziale und ökologische Mindeststandards zu verpflichten. Stefan Rebmann, stellvertretender entwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion, wirft der Textilindustrie verantwortungsloses Verhalten vor und hebt hervor, dass das Prinzip der freiwilligen Verantwortung „ausgereizt“ sei.
„Sie verweigern sich ihrer Verantwortung“
„Die Textilindustrie verweigert sich ihrer Verantwortung“, sagte Rebmann. „Sie hat sich wiederholt zum Textilbündnis des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bekannt. Pünktlich zum offiziellen Start des Bündnisses in dieser Woche kommt nun die 180-Grad-Wendung.“
Ein Jahr nach dem Bangladesch-Unglück ist nichts passiert
Rebmann erinnert an das schreckliche Unglück vor über einem Jahr in Bangladesch: „In der Rana Plaza Textilfabrik starben 1127 Menschen. Bis heute weigern sich eine Reihe von Unternehmen wie NKD oder Adler Modemärkte noch immer, einen angemessenen Beitrag zum Opfer-Hilfsfond zu leisten.“
Das Textilbündnis wird boykottiert
Rebmann betont weiter: „In Deutschland und der EU erwarten wir von Unternehmen, dass sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Das muss auch der Fall sein, wenn in Entwicklungsländern produziert oder Produktion in Auftrag gegeben wird. Der Boykott des Textilbündnisses durch den Verband der Textilindustrie ist deshalb mehr als bedauerlich und zeugt von wenig Verantwortungsbewusstsein.“
Wir fordern faire Arbeitsbedingungen
Faire Arbeitsbedingungen seien vor allem in der Textilindustrie notwendig: „Millionen von Menschen, vor allem in Südasien, arbeiten in der Branche – teils unter unmenschlichen Bedingungen. Kinderarbeit, Zwangsarbeit, die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz, die Unterdrückung von Gewerkschaften und mitunter massive Umweltverschmutzungen sind in vielen dieser Länder an der Tagesordnung. Deshalb ist es Aufgabe der in diesen Ländern tätigen Unternehmen, die Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards im eigenen Zuständigkeitsbereich und für die gesamte Lieferkette in eigener Verantwortung sicherzustellen.“
Rebmann fordert abschließend: „Wenn die Verbände nicht rasch umdenken, muss eine gesetzliche Lösung her. Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf Menschenleben werden wir nicht weiter hinnehmen.“