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Léonie Ségala im Jakob-Kaiser-Haus

Unsere Praktikantin Léonie Ségala berichtet über ihr Praktikum:

Seit mehr als einer Woche mache ich ein Praktikum im Bundestag im Büro von Michael Thews – eine intensive erste Woche. Ich hatte die Chance an einer Sitzungswoche anzufangen, und bei diesen Wochen sieht der Bundestag wie ein Wimmelbild aus. Mitarbeiter rennen mit Ordnern in den Fluren, das Telefon klingelt sofort nachdem man es aufgelegt hat, Abgeordnete eilen von Termin zu Termin, und die unterirdischen Tunnels zwischen Jakob-Kaiser Haus, Reichstaggebäude und Paul-Löbe Haus sind fast so überfüllt wie das Spreeufer im Sommer.

Wann fängt der typische Arbeitstag eines Abgeordneten an? Unterschiedlich – aber er kann schon um 7:00 Uhr anfangen. Lobbygruppen wie Unternehmen oder Vereine wissen, dass Abgeordnete ein sehr volles Programm haben. Deswegen kamen sie auf die wunderbare Idee „parlamentarische Frühstücke“ zu organisieren! So habe ich am Donnerstagmorgen Kaffee getrunken während das Deutsche Klima-Konsortium einen Vortrag über den Klimawandel hielt.

Wann endet ein typischer Arbeitstag? Ungefähr in derselben Art, gegen 20:00 nach den parlamentarischen Abenden oder andere Veranstaltungen. Am Montagabend war ich mit dem Abgeordneten bei der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen, Thema war „Missbrauch von Werkverträgen und Leiharbeit.“ Und am Dienstagabend, bei der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V., die auch im Wahlkreis von Michael Thews aktiv sind. Was erzielen die Veranstalter damit? Abgeordnete zu sensibilisieren, damit bestimmte Themen wie z.B. der Klimawandel auf die Tagesordnung kommen.

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Und was steht dazwischen auf dem Programm? Der Abgeordnete geht nicht nur zu Treffen, um sich bei Croissants oder Abendbrot Vorträge anzuhören. In den Tagen bevor das Plenum tagt, finden die Ausschüsse und Vorbereitungstreffen dafür statt. Michael Thews ist im Umweltausschuss, zuständig für Abfall- und Kreislaufwirtschaft. Als Chemie-Ingenieur, der vorher als Umweltbeauftragter und Prokurist im Entsorgungsbereich gearbeitet hat, kennt er sich damit gut aus. In der AG und in dem Ausschuss werden alle möglichen Umweltthemen behandelt. Er beachtet, ob Themen z.B. eine Auswirkung auf die Abfallwirtschaft haben könnte.

Am Ende des Ausschusses gibt es manchmal Anhörungen, eine Art „Unterricht“ für die Abgeordneten. Wissenschaftler, Praktiker oder manchmal ausländische Politiker berichten über ein Umweltthema und können befragt werden. So kam am 19.03. Naoto Kann, japanischer Premierminister während der Fukushima-Katastrophe, um über die aktuelle Lage zu referieren.

Vom Mittwoch bis Freitag gibt es die Plenarsitzungen. Bei der Befragung der Bundesregierung kamen aktuelle Themen wie Krimkrise und Sanktionen für Russland zur Sprache. Später wurden Anträge von den verschiedenen Fraktionen debattiert.

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Wie kommt ein Abgeordneter mit so einen intensiven Programm klar? Ohne seine Mitarbeiter würde er es nicht schaffen. Zwar organisieren sie die ganzen Termine,  telefonieren – es ist aber viel mehr als Sekretariatsarbeit. Viel inhaltliche Arbeit wird hier geleistet. Bürgerfragen werden beantwortet: ein Zeitungsverteiler fragte uns z.B. gestern, ob er vom Mindestlohn profitieren wird. Zusammenfassungen von europäischen Gesetzen, Reden, Vorträge des Abgeordneten werden auch hier vorbereitet.

So sieht das Leben im Bundestag aus. Viele Menschen mit unterschiedlichen Aufgaben, die alles machen, um das gute Funktionieren des Staates und der Gesellschaft zu sichern. Und ihr könnt bei diesem demokratischen Prozess mitmachen. Stellt eure Fragen, vermittelt eure Forderungen, schaut euch die Plenarsitzungen an, geht wählen, und wenn sich die Möglichkeit anbietet – macht auch ein Praktikum hier!

Léonie Ségala